25. ADAC VCB Rallye Berlin – Everything is under control!

Foto: Cornell Hache - rallyefieber.de

Am 23.05.2009 fand die diesjährige Rallye VCB auf dem Parcours des Fahrsicherheitszentrums in Kallinchen statt. Wurde sie 2008 noch als Rallye200 gefahren, gab es in diesem Jahr einen Rallyesprint. 3 Wertungsprüfungen, ausgelegt als Rundkurs waren zu absolvieren.

Doch holen wir etwas weiter aus und drehen die Zeit vier Wochen zurück…

Nach langem Hin und Her konnte Marcel Schott (Volvo Original Cup Sieger 2003) überredet werden, den weißen Siegerwagen (ein 244er Volvo Baujahr 1989) in die Hände von VMax-Motorsport zu geben. Über die Wintermonate wurde unser gelber 244er Volvo fit für die neuen Käfigvorschriften gemacht, dies sollte dem neuen/alten Weißen ebenfalls zugute kommen. Mit den Erfahrungen des ersten Käfigbaus wurde noch eine Rohrbiegemaschine organisiert, das Ergebnis der neuen A-Säulen kann sich sehen lassen. Desweiteren wurde der vorhandene Käfig abgelackt und nachgeschweißt.

Foto: Silvio Mollitor

5 Jahre Standzeit gehen auch an einem Volvo nicht spurlos vorbei, er befand sich in dem Zustand wie er 2003 nach der letzten Rallye abgestellt wurde. Also erstmal die alten Aufkleber runter, Reserveradmulden wieder ausgebeult, Kotflügel ausgebeult, Rost entfernt, Bleche nachgeschweisst und aufpoliert. Der Motor ist ein B23E aus den „goldenen Jahren“ 1979/1980, 140PS Serie, 405 Zylinderkopf mit größeren Kanälen. Soweit, so gut. Fehlte nur noch ein Auspuff samt Endrohr.

Beim Versuch, den Überstand von 3cm an den Domen zu „korrigieren“ verletzte sich Silvio leider an der rechten Hand. Ein großer Metallsplitter verewigte sich auf dem Röntgenbild mit dem Ergebnis einer einwöchigen Arbeitspause. Die zuvor eingelegte „Nachschicht“ in der Rettungsstelle ging 4 Stunden.

Foto: Silvio Mollitor

Da die Sitze leider keine erkennbare FIA-Zulassung mehr hatten und auch die Renngurte abgelaufen waren, wurde kurzerhand ein neues Set bei Schlüter-Motorsport bestellt. Aus ungeklärter Ursache sind sie bis heute (die Rallye ist gelaufen) nicht geliefert worden. Plan B war ein Einbau von Ohrmuschelrennsitzen aus Jan Bernsteins 740 Volvo, welcher in Beelitz bei W&F-Motorsport stand. Unsere Werkstatt liegt genau auf der anderen Seite von Berlin, da kommen Kilometer zusammen. Leider passten die Sitze nicht mit dem verbauten Käfig, somit Plan B wieder zurück nach Beelitz und mit freundlicher Unterstützung von Kai Riemer (Volvo 740 W&F Motorsport) Plan C ausgerufen. Seine Sitze und Gurte passten, somit hätte es fast zum TÜV gehen können, die Zulassungspapiere waren in der Zwischenzeit auch wieder aufgetaucht.

Foto: Silvio Mollitor

Es folgt die letzte Woche vor der Rallye VCB.

Ein kurzer Anruf bei Mr.TÜV ging leider ins Leere, der Mann geht pünktlich in seinen 2-wöchigen Urlaub. Waren wir schon bei Plan B? Ein weiteres Telefonat mit W&F-Motosport bezüglich einer TÜV-Abnahme verlief wie folgt: „Junge, Junge, Junge! Ick hol den heute Abend ab, stell Bier kalt!“

Der Volvo ging ab nach Beelitz, es war bereits Dienstag. Auf dem Bremsprüfstand ein neues Ergebnis, die Handbremse tut nur einseitig. Kann man einstellen? Nix da, wir müssen wieder bauen. Ein Anruf bei Skandix: „Samma, die Bremsbacken von 740er, tun die auch im 240er?“ „Sischa datt“ Wie gut, dass man so etwas immer im Teileregal verfügbar hat. Nach Einbau der neuen Backen ging es ab zum TÜV, welcher dann auf der Rüttelplatte feststellte, Spurstangen ausgeschlagen, somit kein TÜV für heute.

Was nun? Ein Anruf bei Skandix! „Spurstangen kommen per Kurier“.

Somit ist es schon Mittwoch, der Wagen hat keinen TÜV und ist nicht angemeldet. Mittwoch haben die Jungs bei Zulassung eh geschlossen. Donnerstag? Ne, da ist Herrentag, also alles am Freitag, irgendwie…

Hurra, Hurra, der Kurier ist da. Die Mechaniker von W&F machen sich an den Spurstangen zu schaffen, danach zur Achsvermessung und im Anschluss zum TÜV. Immerhin, nun hatten wir die Plaketten. Abends noch die Sitze eingestellt, Feuerlöscher eingebaut und Gurtschneider arretiert. Zeit zum schlafen.

Donnerstagmorgen, 8.00Uhr

War da nicht noch was? Wir haben doch noch einen gelben Volvo. Schiete, der wollte ja auch fahren. Also wieder in die Werkstatt und am gelben geschraubt. Nur, womit? Das gesamte Werkzeug war bereits fürs Stockcar-Wochenende verladen. Wir wären keine Volvo-Fahrer, wenn wir nicht auch ohne Werkzeug schrauben könnten, einen „Franzosen“ findet man immer! Die abendliche Grillparty endete jäh nach zwei Bier, man konnte schon im stehen schlafen.

Foto: vcb.info

Freitagmorgen, 7.55Uhr

Zulassungsstelle, 1 Tag nach Herrentag. „Da können doch heute nur Frauen stehen, die Männer liegen sicher noch in der Pofe“, so Silvios Gedanken. Was soll ich sagen, es war natürlich alles anders. Im Warteraum ein komplettes Chapter Harley-Fahrer, somit Nummer ziehen und zwei Stunden warten.

Sichtlich erfreut hielt Silvio die Zulassungen in den Händen, „Party Time!“. Auf zur VCB Rallye, Technische Abnahme und Doku (Dokumentenabnahme) gingen ja schon am Freitag.

Der weiße Volvo, für dieses Rennwochenende an Jan Bernstein vergeben stand noch bei W&F Motorsport in Beelitz und sollte per Achse zum Rallye-Gelände kommen. Sollte, denn 500m hinter der Werkstatt riss erstmal das Kupplungsseil. Ein Blick auf die Uhr „es ist Neunzehnhundert (19.00Uhr)“. Wo in aller Welt gibt es an einem Freitag noch Kupplungsseile für 244er Volvos?

Telefonkonferenz mit Silvio, der deutschlandweit rumtelefonierte. Die Ironie der Geschichte, Silvio hatte selbst eins in der Werkstatt, gesponsert von Jörg Steffensmeier aus Reda/Wiedenbrück als Teil eines Ersatzteilpakets. Somit von der Rallye zurück in die Werkstatt, Seil holen, den weißen 244er per Hänger anreisen lassen und vor der Technischen Abnahme noch schnell das neue Kupplungsseil einhängen.

Foto: Cornell Hache - rallyefieber.de

Samstagmorgen, 7.00Uhr

Jörg Litfin (Chef der Ruppiner Rennsportgemeinschaft e.V. im ADAC), Silvios Copilot für diese Rallye betritt die „Bühne“.

„Moin, moin“ waren die ersten Worte, gefolgt von einem kurzen Streitgespräch mit dem nächsten Baum. Der Herrentag bzw. das Grillfleisch haben anscheinend seine Spuren hinterlassen, Jörg war noch nicht genesen. Eine Stunde später war klar, Jörg kann nicht als Co-Pilot in den gelben Volvo steigen. „Und nun?“, Silvio griff zum Telefon. Ein Anruf bei rallye-co.de, Jean Ihlefeldt am Apparat. „Du, ich brauch nen Co, Hilfe!“ Jean mit Tochter auf dem Arm, versprach sich zu kümmern, seine Mutter musste bei der Kinderversorgung einspringen, dass ganze wurde zur Chefsache erklärt. Jeanette (ebenfalls rallye-co.de und Frau von Jean) saß bereits bei Christian Prillwitz im 318is auf dem heißen Sitz.

Die Besichtungszeit der Strecken war bereits angebrochen, nur wie Aufschrieb machen, ohne Co? Im Lager von W&F Motorsport wurde kurzerhand der Schwiegervater von Alex Eckardt (Panikkoch Eckardt, bei der VCB im roten Opel Kadett zusammen mit Kai Riemer – sonst auf Volvo 744 von W&F Motorsport – unterwegs) auf den heißen Sitz gepackt. „Du brauchst nur schreiben was ich ansage, alles easy!“

Die Besichtigung zu Ende, Jean ist eingetroffen. Ein kurzer Blick in den Aufschrieb und 20 Minuten später könnte es losgehen. Sagte ich könnte? Das Telefon geht, Jan Bernstein am Apparat „Motor läuft nicht, ich wurde aus der Besichtigung geschleppt“. Verdammt, die Welt könnte doch so einfach sein. Diagnose im Service: Lichtmaschinenregler durch, Kohlen runter. Es war bereits 12.00Uhr, an einem Sonnabend, auf einem Dorf, „und nu?“

Foto: rallye-mad.com

„Wir wären keine Volvo-Fahrer, wenn wir nicht auch ohne Werkzeug schrauben könnten“, nur ohne Lichtmaschine sieht die Welt eben ein wenig anders aus. Andreas Kinst, Chefmechaniker von VMax-Motorsport merkte an, „In Dabendorf, da gibt es noch ein Teilelager. Die könnten so was haben, ich leg mal 2 Kohlen nach und bin dann mal los!“ Vor Ort angekommen, will der freundliche Mitarbeiter gerade das Tor verschließen und aufs Fahrrad steigen. Andreas versperrt den Weg und macht wild gestikulierend klar „Junger Mann, das ist mindestens ein Notfall! Wir haben da mal ein Problem vorbereitet“.

Also geht das Tor wieder auf und ein zielsicherer Griff ins Hochregal beschert einen passenden Lichtmaschinenregler + Kohlen für den weißen 244er Volvo. Die Strecke zurückgespult zum Servicegelände der Rallye VCB, unsere Mechaniker bereits in den Startlöchern. Kurze Zeit später befinden sich die beiden Dickschiffe im Startpark, „jetzt ist Rallye!“

Foto: rallye-mad.com

Es geht an den ersten Durchlauf, WP1.

Silvio gibt ordentlich Gas, der Gelbe geht „wie Sau“, man will an die Zeiten von Stephan Wilhelm (Opel Kadett Gr.H), „unser“ Mann bei W&F Motorsport heran. Die Waschbrettpassage wurde leider nicht optimal getroffen, wertvolle Sekunden gingen durch den Kopf. Jan Bernstein gibt dem weißen 244er Volvo die Sporen, in der ersten Runde noch etwas vorsichtig. Zahlreiche AHA-Effekte stellen sich auf dem Omega, der Wellenpassage sowie der Kopfsteinkehre ein. „Da geht noch einiges“, waren sich Jan und Papa Wüstenhagen sicher, aber es ist ja nicht unser Auto. Nach einem Jahr fahrerischer Rallyepause legen die beiden in den nächsten Runden nach und lassen das Heck ordentlich heraushängen. „Der Unterschied zu meinem 115PS 740er Volvo ist in diesem 140PS 244er Volvo schon beachtlich“, so Jan Bernstein im Resümee. „Da geht einfach mehr, wobei die 244er Volvos auch etwas steifer in den Kurven liegen“

Silvio nahm in zwischendurch die Verlängerung über die Winterrutschmatte und zirkelte sein Dickschiff gekonnt durch die Pylonen. Der Geschwindigkeitsrekord konnte mit 148Km/h diesmal nicht gebrochen werden (er liegt für den gelben mit 4 Gängen etwas über 155Km/h).

Foto: Cornell Hache - rallyefieber.de

Ergebnis nach der ersten Wertungsprüfung Klasse N4:

Mollitor/Ihlefeld (Volvo 244 gelb): 8:22,6 Minuten
Bernstein/Wüstenhagen (Volvo 244 weiß): 8:56,2 Minuten
Buchhorn/Prillwitz (Volvo 744 grau): 9:43,5 Minuten

Die Kollegen Eckard/Riemer mit ihrem roten Opel Kadett (Gr. N2) von W&F Motorsport rangieren sich mit 8:46,9 Minuten ein, es sieht also gut aus für Silvio.

Der zweite Durchlauf kommt, Jan Bernstein fast Vertrauen ins Material, legt 2-3 Kohlen nach und verbessert sich um 8 Sekunden in der Gesamtabschnittszeit. Silvio geht gewohnt lässig aggressiv in die Spur. Nach der ersten Kurve lassen sich die Gänge schwer schalten. „Öhm, wattn ditt“, so der sein erster Gedanke. Kurz durchgerührt und den dritten gefunden. „Geht doch“, also vorsorglich Warnblinkanlage an. Auf der nächsten langen Geraden war man im dritten Gang allerdings zu langsam, somit noch mal den vierten Gang probiert. Ein Satz mit X – Game over, kein Gang mehr da.

Nach dem ausrollen des Wagens und durchprobieren der Gänge ging der Erstverdacht aufs Getriebe, wobei das für einen 244er Volvo sehr unwahrscheinlich ist. Zum einen hat das Getriebe bis Dato nur knapp 320.000 Kilometer „runter“, zum anderen ist es keine 30 Jahre alt.

Im Service wurde genauer nachgeforscht, wahrscheinlich hat es die Kupplung zerbröselt (Turbo-Kupplung), eventuell gibt es auch Probleme mit der Kurbelwelle oder der Schwungscheibe. Zumindest dreht der Anlasser jetzt leer.

Von diesen Problemen ausgenommen, fährt Jan Bernstein dem 1. Platz in der Klasse N4 entgegen. Wenn Jana Buchwald jetzt keinen Turbo mehr zündet, ist der Pokal sicher.

Nach WP3 stand das Ergebnis fest, Jan Bernstein gewinnt die Klasse, auch wenn er selbst sagt „Wir sind nur durchgerollt aber das Auto ist ganz. Es waren einfach zu wenig Mauern da“.

Foto: Cornell Hache - rallyefieber.de

Wir erinnern uns an die Rallye Buten un Binnen 2008:

„Jan Bernstein legte vor, wurde allerdings am Ende der WP1 bei Tempo 120Km/h unsanft durch eine Mauer in den gefürchteten „Dungeons“ gebremst. Den Jungs ist nichts passiert, der 740er konnte nach dem Crash die Veranstaltung aber nicht mehr beenden. Letztendlich haperte es an der geplatzten Batterie und der verbogenen Hinterachse.“

Die komplette damalige Story findet ihr hier: Rallye Buten un Binnen 2008 – Hinterachse? Habig Horst!

Zusammengefasst kann man sagen, es war ein schönes Wochenende. Das Wetter war toll, die Crew hat wieder mal alles gegeben. Somit möchten wir folgenden Personen danken:

– VMax Motorsport und Andreas Kinst für eine neue Batterie und den Lichtmaschinenregler
– W&F Motorsport für die immer schnelle Hilfe, den TÜV & das Know-how
– Kai Riemer für die kurzfristige Leihgabe von Sitzen und Gurten
– Andreas Volk von Skandix (www.skandix.de) für den erstklassigen Support per Kurier
– Der Familie Ihlefeldt, speziell Jean für das schnelle Besetzen des heißen Sitzes
– Jörg Litfin, der trotz Krankheit voll engagiert war

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